DC Tower 3, Wien © Kurt Hoerbst

Von der sozialen Verantwortung und warum wir Kommunikationsorte brauchen

Haben wir als Architekturschaffende eigentlich eine soziale Verantwortung? Und nehmen wir sie wahr? Wenn wir uns mit einer Bauaufgabe beschäftigen, sind wir zunächst mit dem "Wie?“ konfrontiert: Wie schaffe ich es, eine gewisse Anzahl von Menschen in einem vorgegebenen Raum unterzubringen? Bei dieser Frage handeln wir weder ethisch noch kommen wir einer gesellschaftlichen Verantwortung nach. Erst bei den Fragen "Für wen?“ "Was können wir verändern?“ nehmen wir die Perspektive der Nutzer:innen ein und denken über moralische Prinzipien nach.

Quartiersentwicklung Eggelsberg
© Dietrich Untertrifaller

Woher kommen gesellschaftliche Missstände? Können wir einen Beitrag leisten, sie zu beheben? Welchen Beitrag leistet ein Haus für die Nutzer:innen für die Zukunft? In unseren Forschungslaboren setzen wir uns mit solchen und ähnlichen Fragen auseinander: Um die Ergebnisse aus dieser internen Forschung in die Praxis einbringen zu können, brauchen wir auf allen Ebenen Partner:innen, die uns dabei unterstützen. Dabei müssen wir unsere Partner:innen laufend vom sozialen Mehrwert unserer Architektur überzeugen und ein Bewusstsein für diese Dimension des Bauens schaffen.

Und wie schaut ein Lebensraum mit Mehrwert aus?

Aus unserer Sicht sind Kommunikationsorte für den Lebensraum entscheidend. Ein Beispiel ist der städtische Raum “In der Wiesen” in Wien – ein lebhaftes Wohnquartier, das die Nachbarschaft über das ganze Areal vernetzt. Dank vielfältiger Nutzungen in den Erdgeschosszonen sind hier soziale Begegnungsräume entstanden. Ein ähnliches Konzept haben wir im Quartier Metzgergrün, Freiburg integriert. Hier war die Anknüpfung an das Viertel und an den Quartiersplatz von hoher Bedeutung. Großzügige Laubengang-Erschließungen schaffen Raum für nachbarschaftliche Begegnungen und stärken die Hausgemeinschaft.

Erlenstraße, Lochau © Albrecht Schnabel

Ein weiteres Beispiel ist das zweiteilige Wohn- und Geschäftshaus Qulumbus in Klaus, wo uns eine behutsame Nachverdichtung mitten im Ortszentrum gelungen ist. Der straßenseitige dreigeschossige, kristalline Kubus beherbergt im Erdgeschoss Gewerbeflächen. In einem Ortskern mit wenig Infrastruktur im öffentlichen Raum war uns eine aktive Nutzung der Erdgeschosse besonders wichtig. Die durchlässige Anordnung der beiden Baukörper schafft eine optimale Verteilung von Raum, Licht und Sonne, von Privatheit und Gemeinschaft. Der Bau gliedert sich harmonisch in das Ortsbild ein und wertet dieses auf. Und er beweist, dass beim verdichteten Wohnen nicht unbedingt Stadt rauskommen muss. Es kann auch Dorf oder – wie hier – verdichtetes Dorf bleiben.

Text: Anu-Ujin Walser, Februar 2024

Städte zum Leben

Die Nachhaltigkeit der Stadt betrifft nicht nur Häuser und Straßen, sondern vor allem ihre Bewohner.

Die Karten werden neu gemischt. Die Stadt, wie wir sie kennen, scheint schon wieder ausgedient zu haben. Klima- und Mobilitätswandel, Kostendruck, Digitalisierung und die Wiederentdeckung der Individualität wecken unsere Sehnsucht nach einer Stadt mit mehr Lebensqualität. Wir brauchen nun Mut zur Veränderung, um Investitionen wieder langfristiger zu denken. Der nachhaltige Erfolg einer Entwicklung stellt sich dann ein, wenn auch folgende Generationen davon profitieren.

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Migrationsräume

Ein Dialog zwischen Migration und multikulturellen Räumen

Noch nie war die Zahl der Menschen, die aus ihrer Heimat flüchten mussten, so hoch wie heute. Diese Flucht hat viele Gründe: Perspektivlosigkeit und Armut, Ethnie und Religion, Gewalt und Krieg, Diskriminierung und Verfolgung, Klimawandel und Umweltzerstörung. Laut dem aktuellen Global Trends Report vom UNHCR waren Ende 2023 weltweit 117,3 Millionen Menschen auf der Flucht – und somit 8,8 Millionen Menschen (oder 8 Prozent) mehr als noch Ende 2022.

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Quartier Metzgergrün, Freiburg (DE)
Neubau, Leistbares Wohnen, Quartiersentwicklung

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Qulumbus, Klaus (AT)
Neubau

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In der Wiesen Süd, Wien (AT)
Neubau, Leistbares Wohnen

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