Holz in die Stadt

Die Rückkehr des Baumaterials Holz in den städtischen Raum ist mittlerweile auf fast allen Ebenen angekommen. Viele Argumente sprechen für seinen Einsatz und so konnte es sich im urbanen Umfeld wieder etablieren - auch über die Hochhausgrenze hinaus. In Städten weltweit entstanden in den letzten Jahren Tragstrukturen aus Holz. Die dabei gemachten, positiven Erfahrungen machen Mut. Und so setzen auch Investoren vermehrt auf diesen nachwachsenden Baustoff.

Rudolf Steiner-Schule Wien, © Kurt Hoerbst

Holz ist ein Schlüsselelement

für verantwortungsvolles und

zukunftstaugliches Bauen

Der neue Holzbau

Grundsätzlich ist der städtische Holzbau nichts Neues. Von jahrhundertealten Fachwerkhäusern über die verkleidete Konstruktion vieler Gründerzeithäuser bis hin zu den unzähligen nicht exponierten Dachstühlen aus Holz: Historisch gesehen ist dieser Baustoff ein Teil unser städtischen Baukultur. Sowohl in technischer Hinsicht als auch bei den Baugesetzen hat sich allerdings im Laufe der Zeit vieles getan. Dass dieser neue Holzbau „berechenbar“ geworden ist, ist nicht zuletzt auch dem intensiven Zusammenwirken von Forschung, Praxiswissen, Handwerk, Architektur, Bauingenieurwesen und Bauphysik zu verdanken. So konnten etwa Vorurteile im Hinblick auf Raumklima, Schall- oder Brandschutz in den vergangenen Jahren ausgeräumt werden.*

Und wenn es um Verantwortung und Potenziale beim Bauen geht, ist Holz eines der Schlüsselelemente. Als nachwachsender Rohstoff kann es zur dringend notwendigen Reduktion grauer Energien beitragen. Darüber hinaus spielen seine CO2-Bilanz und auch seine guten, wärmedämmenden Eigenschaften eine wichtige Rolle bei einer gesamtheitlichen Nachhaltigkeitszertifizierung. Auch was seine Rückbau- und Kreislauffähigkeit betrifft, bietet Holz Vorteile und kann bei vorausschauender Planung und durch reversible Fügung relativ einfach wieder in den Materialkreislauf eingebunden werden. All diese Aspekte haben wir bei der Planung unseres Wohnbaus B.R.I.O. berücksichtigt.

Aber auch abgesehen von seiner Ökobilanz spricht vieles für den Einsatz von Holz im städtischen Kontext: So kommt es zwischen bestehenden Gebäuden zum Einsatz, wo rasch und störungsfrei gebaut werden muss. Sein Vorfertigungsgrad und seine Leichtbauweise bringen deutliche Vorteile für innerstädtische Neubauten, Sanierungen und vor allem Aufstockungen mit sich, wie beim Dachaufbau Flachgasse. Modulbausysteme ermöglichen einen effizienten Baubetrieb und machen den Holzbau auch preislich wettbewerbsfähig.

Im Übrigen ist Holz in Bezug auf Digitalisierung am Bau einer der modernsten Baustoffe unserer Branche. Für den gesamten Lebenszyklus eines Bauprojekts und auch für Renovierungs- und Anpassungsaufgaben sind computergestützte Planungs-, Simulations- und Produktionsprozesse von großer Bedeutung. Hier ermöglicht der Holzbau parametrisches Entwerfen und Konstruieren, schließt die Lücken zwischen Planung und Ausführung und gewährleistet so einen effizienten und optimierten Materialeinsatz. Weiters führt die für den im Holzbau traditionell übliche vorausschauende und genaue Planung zu einer relativ hohen Kostensicherheit, hoher Bauqualität und zu einer Risikominimierung im Bauprozess.

Von politischer Seite wird die Motivation für städtische Holzbauten daher immer mehr gefördert. Ein Beispiel hierfür ist der Stadtteil Deux Rives in Straßburg, zu dem wir mit unserem Mixed Use Projekt Citadelle Dock-1, ZAC Deux-Rives einen Beitrag leisten konnten. Das neu erschlossene Baugebiet darf in diesem Falle nur unter Verwendung nachhaltiger Werkstoffe, wie beispielsweise Holz, bebaut werden.

Lambertz Quartier, Würselen, © Dietrich Untertrifaller

Potenzial und Erfahrungsreichtum

Trotz der genannten Vorzüge und Maßnahmen ist der Anteil an Holzbauten im städtischen Geschosswohnungsbau noch unterrepräsentiert. Es gibt noch viel Potential, das es auszuschöpfen gilt. Allgemein kommt es dabei nicht so stark darauf an, ob man einen reinen Holzbau plant oder auf Hybridbauweise setzt und mit anderen Oberflächen arbeitet. So oder so können wir beim Weiterbauen unserer Städte guten Gewissens auf Holz bauen.

Unsere Erfahrungen auf diesem Gebiet bauen auf jahrzehntelanger Praxis in unterschiedlichen Maßstäben, Ländern und Kontexten auf. Die Entwicklung unseres Büros ist eng verbunden mit dem einzigartigen Stellenwert und der Qualität des Handwerks im Bregenzerwald. Davon ausgehend haben wir als Büro und als Branche ebenso wie das Handwerk selbst die Verarbeitungstechniken weiterentwickelt. Gleichzeitig konnten Flexibilität und umfassendes technisches Wissen der Holzbearbeitung erhalten bleiben. In Verbindung mit Hochschulen und Fachplanern konnte und kann weiterhin neues Know-How geschaffen werden. All das macht den Holzbau zu einem der Baumaterialien der Gegenwart und der Zukunft, auch und vor allem im urbanen Raum.

Text: Barbara Fontana, März 2024

*Cheret, P. (2017). Urbaner Holzbau – Chancen und Potenziale für die Stadt. Hrsg: Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz

Aufstocken und Weiterbauen

Bauen im Bestand hat eine lange Tradition und ist heute wichtiger denn je. Wie wir mit unserem Gebäudebestand umgehen, ist in den kommenden Jahrzehnten eine der größten Aufgaben unserer Branche. Denn für den Klimaschutz haben unsere Gebäude höchste Relevanz. Mehr noch als deren Betrieb ist die versteckte, graue Energie und die Betrachtung über den gesamten Lebenszyklus ausschlaggebend für deren Bilanz.

Das nachhaltigste Gebäude ist deshalb jenes, das schon da ist. Das Um- und Weiterbauen stellt für Architekt:innen und alle Planungsbeteiligten eine spannende Herausforderung dar, die viel Kreativität und Flexibilität fordert.

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Bedeutung von Ort und Handwerk

Die Region Vorarlberg und der Bregenzerwald prägen die Identität von Dietrich Untertrifaller. Jedes Projekt, das wir ins Leben rufen, trägt ein Stück dieser Identität in sich. Eine wesentliche Rolle spielt dabei das Handwerk – nicht nur im Sinne von Fähigkeiten und Qualitäten, sondern im Sinne von Haltung und Wertschätzung gegenüber dem Kontext, den Ressourcen und der Zusammenarbeit. In dieser Hinsicht symbolisiert Vorarlberg weit mehr als nur den Anfang unserer Geschichte. Vorarlberg ist auch eine Art Laborschule für uns. Jeder ist das Produkt seines Umfeldes. Man befruchtet sich gegenseitig durch den respektvollen Umgang, durch das gemeinsame Gespräch und den Austausch auf Augenhöhe. Der darin liegende Anspruch an sich und andere ist eine Konstante in unserer Architektur und Gesinnung.

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B.R.I.O. Neues Landgut, Wien (AT)
Neubauen, Leistbares Wohnen

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Wood’Art – La Canopée, Toulouse (FR)
Neubauen

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Rudolf Steiner-Schule, Wien (AT)
Neubauen, Weiterbauen

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