
Stadt der Zukunft. Studie Rennweg Wien
Urban Renaissance
Wie sehen die Städte der Zukunft aus? Wie gestalten wir sie so, dass sie nachhaltig, lebenswert und sozial durchmischt bleiben? Im Gespräch mit dem Journalisten Sergej Abramov von Lider media formuliert Dominik Philipp klare Perspektiven auf ein neues urbanes Selbstverständnis – zwischen digitalen Werkzeugen, Holzbau, Kreislaufwirtschaft und sozialer Verantwortung.
Was bedeutet es heute, urban zu denken? Städte von morgen sind sozial durchmischt, ökologisch resilient und architektonisch wandlungsfähig. Es geht um mehr als Funktionalität – es geht um Lebensqualität und Nachhaltigkeit.
8 Take Aways aus dem Gespräch

Village im Dritten (Visualisierung © Squarebytes) – ein neues Stadtquartier in Wien mit rund 2.000 Wohnungen, 39.000 m² Büro- und Gewerbeflächen sowie einer Schule und zwei Kindergärten. Das Herzstück des Quartiers ist ein rund zwei Hektar großer Park.
1. Stadt neu denken
Unsere Städte stehen vor tiefgreifenden Veränderungen. Der urbane Raum wird neu interpretiert – als wandelbare Struktur, die auf menschliche Bedürfnisse, ökologische Prinzipien und technologische Entwicklungen gleichermaßen antwortet. Es geht nicht mehr nur um Funktion, sondern um Lebensqualität. Die Stadt der Zukunft ist kein starres Gefüge, sondern ein flexibles System: anpassungsfähig, inklusiv, ressourcenschonend.

Das Quartier Kleineschholz integriert verschiedenste Wohnformen und Gebäudetypen, mit Schwerpunkt auf leistbarem Wohnbau. Hier wohnen Familien und Singles, Junge und Alte, Einheimische und Zugezogene. Hier arbeiten Handwerker, Selbständige und Dienstleister. Gemeinsam bilden sie eine stabile Sozialstruktur aus unterschiedlichen Verantwortlichkeiten, Lebenszyklen und Ortsbezügen.
2. Räume der Zukunft: lebendig und kreislauffähig
Architektur soll Rückgrat sein für lebendige Quartiere, die Wohnen, Arbeiten und Freizeit verbinden. Gebäude werden als Materialbanken gedacht, öffentliche Räume als Orte der Begegnung. Holzbau, modulare Systeme, digitale Zwillinge und Demontageindizes prägen eine neue Ästhetik des klugen Bauens.
3. Materialmix mit Haltung
Hybridkonstruktionen aus Holz und Beton kombinieren ökologische Vorteile mit technischer Performance. Modulares Bauen erleichtert Rückbau und Wiederverwendung. Digitale Planungsmethoden wie BIM machen Nachhaltigkeit messbar und nachvollziehbar – von der Idee bis zur Nutzung.
4. Smart Cities: digital, effizient und nahbar
Smart Cities setzen auf intelligente Infrastrukturen, effiziente Ressourcen und soziale Integration. Sensorik und Datenanalyse helfen, Energieverbrauch zu optimieren und Gebäude vorausschauend zu warten. Gleichzeitig bleiben die Räume offen für Aneignung und Vielfalt. Die Stadt denkt mit – aber sie bleibt menschlich.
5. Reversible Strukturen statt starrer Systeme
Zukunftsfähige Architektur muss sich verändern dürfen. Deshalb entwirft DTFLR Gebäude mit modularer Logik, die sich über Jahrzehnte hinweg anpassen oder rückbauen lassen. Eine digitale Gebäudebibliothek katalogisiert Komponenten für spätere Wiederverwendung – ganz im Sinne einer urbanen Kreislaufwirtschaft.

6. Urbaner Raum als Gemeingut
Öffentliche Räume sind mehr als Lückenfüller – sie stiften Identität, ermöglichen Teilhabe, fördern Gemeinschaft. Projekte wie KuKu23 in Wien zeigen, wie kulturelle und soziale Nutzungen in durchlässigen, vernetzten Strukturen aufblühen. Stadtplanung wird zum sozialen Prozess, der lokale Bedürfnisse ernst nimmt.
7. Integration gestalten
Architektur kann gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. Durchmischte Quartiere, vielfältige Wohnmodelle und gut gestaltete Freiräume wirken Segregation entgegen. Wien macht vor, wie sozialer Wohnbau zur Inklusion beiträgt – architektonisch wie politisch.
8. Lebensräume mit Perspektive
Eine lebenswerte Stadt braucht handwerkliche Qualität, langlebige Materialien und Gestaltungsspielraum. Sie setzt auf Durchmischung statt Trennung, auf Austausch statt Abschottung. Investoren, Kommunen und Planende ziehen an einem Strang – für urbane Räume, die auch in 50 Jahren noch tragen.
Gespräch zwischen Dominik Philipp und Sergej Abramov auf der Smart Cities Conference 2025 in Zagreb; Zusammenfassung: Linda Pezzei, April 2025