Rudolf Steiner-Schule, Wien (AT)
Neubau,
Weiterbauen
Auftraggeber: Rudolf Steiner Schulverein
Standort: A-1230 Wien, Endresstraße 113
Architektur: Dietrich Untertrifaller und Andreas Breuss
Wettbewerb: 2014, 1. Preis
Bauzeit: 2022 – 2024
Fläche: 3.125 m²
Programm: 4 Stammklassen, Turnsaal, Bewegungsraum, Werkräume, Kindergarten, Hort, Schulrestaurant
Fotos: Kurt Hoerbst, Dietrich Untertrifaller (Baustelle)
Team
Franca Bierich, Harald Eder, Tobias Indermühle (Projektleitung), Andreas Laimer, Michael Porath, Gregor Ribarich, Julian Roiser, Mia Schury, Jakob Straub, Fabio Verber
Text: Gerlinde Jüttner
Planungsbeteiligte
Statik Beton: Gerhard Gschwandtl ZT, Wien
Statik Holz: KPZT – Kurt Pock Tragwerksplanung, Klagenfurt
Haustechnik, Elektrik: Immo Objekttechnik, Wien
Bauphysik: Dr. Pfeiler ZT, Graz
Brandschutz: Hoyer, Wien
Landschaft: Carla Lo, Wien
Ein identitätsstiftendes Ensemble aus Alt und Neu
Die Rudolf Steiner-Schule im Maurer Schlössl, 1964 gegründet, ist Österreichs älteste Waldorfschule. Unterstufe und Hort waren in einem kleinen Altbau gegenüber untergebracht, der die Anforderungen an einen zeitgemäßen Schulbetrieb nicht mehr erfüllen konnte: schlechte Bausubstanz, zu wenig und zu kleine Klassenzimmer, keine Turnhalle.
Der Neubau verbindet sich harmonisch mit dem historischen Bestand – auf starke Brüche zwischen Alt und Neu haben wir verzichtet. Die Aula, der Speisesaal mit Gartenorientierung, der mit Tageslicht versorgte eingegrabene Turnsaal, der Hort, der Kindergarten und die Dachterrasse bilden die Hauptelemente des klar strukturierten Raumprogramms.
Der Großteil des Um- und Zubaus konzentrierte sich auf die südliche, der Straße abgewandte Seite. Straßenseitig wurde der Charakter des Altbaus erhalten und optisch aufgewertet. Die kleinteiligen Anbauten auf der Rückseite wurden abgerissen und durch großzügige, natürlich belichtete Foyers und Erschließungen ersetzt. Der Neubau mit Turnsaal und Klassenzimmern schließt L-förmig im rückwärtigen Garten an. Sein großes, dunkles Dach zieht sich bis auf den Bestand und ist so auch zur Straße hin sichtbar.
Das kreative Lernumfeld
Den Eingang der Schule haben wir vom Hof an die Westseite verlegt. Foyer, Kindergarten und Speisesaal samt Schulküche liegen im Erdgeschoss des Altbaus, darüber befinden sich Sonderunterrichtsräume und Lehrerzimmer sowie im 2. Obergeschoss ein Eurythmie Saal. Im Neubau sind im ersten Stock vier Klassenzimmer mitsamt Kleingruppenräumen und eigenen Garderoben untergebracht, darüber weitere Klassen mit einer Dachterrasse für den Freiluftunterricht.
Die flexible Raumkonzeption schafft ein kreatives Lernumfeld mit einem Maximum an variablen Funktionen und Anwendungen: Lern-, Spiel-, Sozial- oder Werkstattzonen können frei gestaltet und den jeweiligen Bedürfnissen angepasst werden. Der zentrale Zugang und die ablesbare Trennung der Funktionen im Inneren ergeben logische Abläufe und erleichtern die Orientierung. Die hohe Transparenz des Neubaus bezieht nicht nur den Außenraum in den Schulalltag ein, sondern fördert auch die Kommunikation innerhalb des Gebäudes.
Erschlossen werden diese Räume über einen Laubengang, von dem Treppen in den Garten führen. Gleichzeitig dient der Laubengang als baulicher Sonnenschutz und den Klassenräumen als Aufenthalts- und Kommunikationsbereich.
Die Klassenzimmer reihen sich entlang der Laubengänge und bieten flexible Nutzungen. Die Lehmwände sorgen gemeinsam mit dem Holz für ein gesundes Raumklima.
Die Turnhalle
Fast das gesamte Unter- und Erdgeschoss des Neubaus nimmt die Turnhalle ein, die über Fensterbänder großzügig natürlich belichtet wird und spannende Ein- und Ausblicke bietet. Dank eines eigenen Zugangs kann die Turnhalle auch außerschulisch genutzt werden.
Innovativer Holz- und Lehmbau
Der Neubau wurde in Holzbauweise aus Rippen- und Hohlkastenelementen errichtet, mit natürlichen Dämmstoffen wie Stroh, Holz oder Hanf als Wärmeschutz. Die Holzbauelemente können einfach wieder rückgebaut und recycelt werden.
Für die Lehmoberflächen wurde das Aushubmaterial vor Ort verwendet. Der Innenausbau erfolgt mit Lehmbauplatten und verputzten Lehmoberflächen. Diese Baustoffe haben eine niedrige Herstellungsenergie und sind regional verfügbar. Ziel war es, weitgehend chemiefreie Innenräume zu schaffen.