Haus der Musik, Innsbruck (AT)
Neubau
Auftraggeberin: Innsbrucker Immobilien GmbH & Co KG
Standort: A-6020 Innsbruck, Universitätsstraße 1
Architektur: ARGE Strolz – Dietrich Untertrifaller
Wettbewerb: 2014, 1. Preis (Erich Strolz)
Bauzeit: 2015 – 2018
Fläche: 7.900 m²
Programm: Großer Saal für 510 Personen, Kleiner Saal für 100 Personen, Verwaltungs- und Übungsräume, Bibliothek, Archiv, Gastronomie / Kammerspiele für 220 Personen, Bühnenturm, Black Box, Garderoben und Werkstätten / Universität, Mozarteum, Landeskonservatorium: Ensemble-, Büro-, Unterrichts- und Seminarräume, Veranstaltungssaal für 120 Personen, Bibliothek
Fotos: Roland Halbe
Team
Elke Delvoye, Cristiana Fumagalli, Carlo Heller, Johanna Kolb, Andreas Lehner (Projektleitung), Danijela Müller-Stojanovic, Peter Nussbaumer, Roman Österle, Marcus Prinz, Christina Schlüter, Thomas Spiegel, Julian Straub, Lena Zimmermann
Text: Gerlinde Jüttner
Planungsbeteiligte
Bauleitung: IIG, Innsbruck + Malojer, Innsbruck
Statik: Toms, Wien
Haustechnik: Mikfey, Wien
Elektrik: Brugger, Innsbruck
Bauphysik: Spektrum, Dornbirn
Akustik: Müller-BBM, Planegg
Bühne: Kottke, Bayreuth
Passivhausplanung, dynamische Gebäudesimulation: Herz & Lang, Schongau
Baumeister: ARGE Strabag/Bodner
Keramikplatten Fassade: NBK Keramik, Emmerich am Rhein
Auszeichnungen
- EU Mies Award, Shortlist
10 Institutionen unter einem Dach
An einem der prominentesten Plätze Innsbrucks dient das Haus der Musik dem offenen Kulturaustausch über alle Altersgruppen und Genres hinweg. Verbindendes Element ist die Musik. Das komplexe Raumprogramm beherbergt mehrere Musikinstitutionen, Konzertsäle, zahlreiche Nebenräume, Verwaltung, Gastronomie, eine nationale Musikbibliothek und Außenterrassen mit Blick auf Innsbruck und die Alpen. Das neue Haus verschafft der Stadt ein zukunftsfähiges Zentrum für Musik, Theater und Kultur-Events aller Art und etabliert Innsbruck auch international als „Musikstadt“.
Der strenge Kubus ist durch Lichthöfe und eingeschnittene Loggien, Terrassen und Rücksprünge plastisch gegliedert und fügt sich feinfühlig und doch spannungsvoll in die historische Umgebung ein. In den Glasflächen spiegeln sich die umliegenden historischen Gebäude und die drei als Naturdenkmäler geschützten Bäume mit dem Leopoldbrunnen auf dem Vorplatz.
Verknüpft mit dem Stadtraum
Durch die transparente Sockelzone, das zum Platz orientierte Foyer und den offenen Bühnenbereich des Großen Saals im Obergeschoss verschwimmen die Grenzen zwischen Innen und Außen. Diese attraktiven Durch-, Aus- und Einblicke verknüpfen das Haus mit dem öffentlichen Raum und fördern die Kommunikation zwischen Besucher:innen und Nutzer:innen. Vor den Büroräumen liegen geöffnete, drehbare Lamellen, die auch als Sonnenschutz dienen. Ein Café mit Terrasse belebt den Straßenraum.
Das akustische Konzept haben wir gemeinsam mit Müller-BBM München entwickelt. Ergebnis ist eine hervorragende Akustik, aufbauend auf einer massiven Box-in-Box-Bauweise für die Konzertsäle. Dazu wurde ein zweiter Raum als Stahlkonstruktion in den Saal eingestellt. Die Vorsatzschalen aus Kalksandstein wurden so wie die Decke mit Holzelementen verkleidet, deren Struktur für ein optimales Hörerlebnis sorgt.
Der Große Saal
Der Große Saal ist durch die flexible Bestuhlung und die höhenverstellbare Bühne nicht nur für Konzerte nutzbar, sondern für Veranstaltungen aller Art – wie ein lebendiges Wohnzimmer im Herzen der Stadt.
Die Kosten im Blick
Der fast quadratische Grundriss ermöglicht eine einfache, günstige Bauweise. Stützen und Decken aus Stahlbeton bilden das Haupttragwerk. Der Erschließungsturm ist innen und außen in seiner gesamten Höhe sichtbar und dient auch zur Aussteifung des Hauses.
Das monumentale Atrium
Das dreistöckige Atrium lädt mit monumentalen Treppen und großzügigen Podesten zu sozialer Interaktion ein. Die lichtdurchflutete Panoramatreppe verbindet Foyers und Aufführungsstätten über drei Ebenen.
Das Spiel mit Kontrasten
Die Fassade ist mit dunklen, vertikal strukturierten Keramikelementen verkleidet, unterbrochen von den Glasflächen des dreistöckigen, transparenten Foyers und des Großen Saals. Der Effekt ergibt eine lebendige Oberfläche, unterstützt vom je nach Wetter hell bis dunkel changierenden Farbenspiel der Glasur.
Innen setzt sich das Spiel mit transparenten und geschlossenen Flächen und Hell-Dunkel-Kontrasten fort – helle, warme Holztäfelung in den Konzertsälen, samtig schwarze Wände in den Kammerspielen.
Das Raumprogramm mit 386 Räumen
Der multifunktionale Komplex, der auch als Arbeits- und Forschungsstätte dient, beherbergt die Kammerspiele, zwei Konzertsäle, das Landeskonservatorium, das Institut für Musikwissenschaft und das Mozarteum. Zusätzlich stehen Räume für das Tiroler Symphonieorchester, drei Landesmusikvereine, die Festwochen der Alten Musik und Gastronomie bereit.
Wir haben das umfangreiche Raumprogramm mit 386 Räumen schlüssig organisiert. In den unteren Geschossen liegen die öffentlichen Konzert- und Theatersäle mit den dazugehörigen Foyers. Darüber stapeln sich Bibliothek, Verwaltungs-, Seminar- und Proberäume in den oberen Etagen. Die beiden öffentlich zugänglichen Dachterrassen bieten einen großartigen Blick auf die Stadt.
Das Haus der Musik kann sich auch hinsichtlich seiner Energieeffizienz (Passivhaus) und der nachhaltigen Energieversorgung sehen lassen. Die Klimaziele „Energieplan Innsbruck 2050" bzw. „Tirol 2050 energieautonom“ wurden hier bereits umgesetzt.