Musik & Kongresszentrum, Straßburg (FR)
Neubau, Bauen im Bestand, Sanierung

Auftraggeberin: Eurométropole de Strasbourg
Standort: F-67000 Straßburg, Place Bordeaux
Architektur: Dietrich Untertrifaller mit Rey-Lucquet
Wettbewerb: 2011, 1. Preis
Bauzeit: 2013 – 2016
Fläche: 44.500 m² (32.5′ Sanierung, 12′ Neubau)
Programm: 3.000 m² Multifunktionshalle, Konferenzsaal für 450 Personen, Auditorium mit 520 Plätzen, Probesaal für das Orchester der Philharmonie Strasbourg, Vergrößerung und Sanierung zweier bestehender Konzertsäle, 20 kleinere Tagungsräume für insgesamt 15.000 Personen

Fotos: Bruno Klomfar

Team
Elke Delvoye, Heiner Walker (Projektleitung), Lena Zimmermann

Text: Gerlinde Jüttner

Fachplanung
Statik, Haustechnik: OTE Ingénierie, Illkirch, Serue Ingénierie, Schiltigheim
Nachhaltigkeit, Bauphysik: Solares Bauen, Straßburg
Kosten: C2BI, Straßburg
Akustik: Müller-BBM, München
Bühnentechnik: W. Kottke, Bayreuth
Fassade: CEEF, Ramonchamp
Landschaft: Digitale Paysage, Imbsheim
Bauleitung: Rey-Lucquet et Associés, Straßburg
Koordination: C2Bi, Straßburg Neuhof
Peristyl: Munch Metal Industry, Guewenheim

Auszeichnungen

  • The Plan Award, Finalist
  • Mies van der Rohe Prize, Nominierung

Tanzende Stützen als umfassende Geste

Das neue Musik- & Kongresszentrum verbindet die bestehenden Veranstaltungssäle aus den 1970er und 1980er Jahren mit den Neubauten zu einem harmonischen Ensemble mit einer unverwechselbaren architektonischen Identität. Der Komplex bietet nun ein internationales Zentrum für Musik und Kultur, Kongresse und Ausstellungen.

Die Erweiterung und Generalsanierung umfasste den Neubau einer Multifunktionshalle, eines Konferenzsaales und eines Auditoriums. Die zwei bestehenden Konzertsäle wurden vergrößert und umgebaut sowie ein neuer Probesaal für die Straßburger Philharmonikererrichtet. Die umfangreichen Neubau- und Sanierungsarbeiten wurden bei laufendem Betrieb durchgeführt.

Qualitäten des Vorhandenen herausgeschält, neu interpretiert, völlig neue räumliche Abfolgen hergestellt, couragiert erweitert und ein neues Ganzes von hohem Wiedererkennungswert geschaffen – so könnte man unsere Arbeit knapp zusammenfassen. Das klare, übersichtliche Raumprogramm strukturiert die Funktionsabläufe und ermöglicht den Besucher:innen eine bessere Orientierung.

Der rote Saal Erasme

Der große Saal Erasme in kräftigem Rot wurde erweitert und bietet nun 1.870 Personen Platz. Die markant strukturierten Wandverkleidungen blieben erhalten. Alle Säle sind mit modernster Veranstaltungstechnik ausgestattet und flexibel nutzbar.

Das Akustikkonzept der Säle haben wir gemeinsam mit Müller-BBM München entwickelt. Die dekorativen Gipselemente an Decke und Wand ergeben eine diffuse Akustikmischung für eine ausgewogene Klangqualität ohne übermäßige Klarheit.

Das violette Auditorium Schweitzer wurde um 300 Plätze erweitert und fasst nun 1.180 Besucher:innen.

Das neue, blau gehaltene Auditorium Cassin weist mit 515 Plätzen eine intimere Atmosphäre auf.

Der in strahlendes Rot getauchte neue Saal Marie Curie gibt den Blick ins Foyer und den Park frei. Am Abend leuchtet er wie eine Laterne über dem Haupteingang nach außen.

Außen mit Akazienholz verkleidet, schwebt der Saal auf schlanken Stützen im Obergeschoss über der Eingangshalle.

Die Foyers

Im neuen Foyer wurden bestehende strukturelle Elemente – wie die auf einem Dreieckraster aufgebaute Decke – in die Neugestaltung integriert. Eingeschnittene Oberlichten erhellen das Foyer, die einzelnen Säle treten als mit Akazienholz verkleidete Körper hervor. Das bestehende Marmorfoyer aus den 1970er Jahren wurde saniert und von der Deckenverkleidung sowie späteren Einbauten befreit.

Die neue Halle Rhin

Im neu errichteten Flügel bietet die Halle Rhin eine 3.000 m² große, vielseitig nutzbare Fläche für Messen und Kongresse. Raumhohe Verglasungen bringen Tageslicht in die Halle und gewähren attraktive Ausblicke in den Park. Die Foyers bieten zusätzliche Ausstellungsflächen und laden zum kommunikativen Austausch ein.

Die dynamische Edelstahlarkade

Auch an der Fassade ist die architektonische Idee ablesbar: Eine umlaufende Arkade von fast einem Kilometer Länge umhüllt und eint den gesamten Gebäudekomplex und verleiht ihm ein markantes Profil. Die fünfzehn Meter hohen und sechs Tonnen schweren Stahlsäulen mit einer Verkleidung aus kantig gefalteten Edelstahlblechen bilden durch Drehungen und den Rhythmus ihrer Anordnung eine attraktive, dynamische Außenhülle.

Die Qualitäten des Vorhandenen

In den 1970er-Jahren wurde das Projekt eines Musik- und Kongress Palastes nach Plänen des Straßburger Stadtarchitekten François Sauer und seines Nachfolgers Paul Ziegler in Form eines hexagonalen Bauköpers umgesetzt. Ende der 1980er-Jahre folgte ein Anbau mit ungefähr gleichem Volumen – wiederum auf sechseckigem Grundriss –, der mit dem Auditorium Schweitzer einen zusätzlichen Musik- und Theatersaal sowie weitere Veranstaltungsflächen bereitstellte.

Die Signifikanz dieser Strukturen bewog uns dazu, die bestehende Geometrie weiterzuentwickeln und deren Qualitäten gestärkt in die Gegenwart zu überführen.

Impressionen von der Baustelle

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