Gartensiedlung Lobau, Wien (AT)
Neubau,
Geförderter Wohnbau,
Holzbau
Auftraggeber: Österreichisches Siedlungswerk
Standort: A-1220 Wien, Lobaugasse 52
Architektur: Dietrich Untertrifaller
Wettbewerb: 2006, 1. Preis
Bauzeit: 2008 – 2009
Fläche: 9.510 m²
Programm: 88 Wohneinheiten auf zwei Feldern
Fotos: Dietrich Untertrifaller, Bruno Klomfar
Team
Christian Feldkircher, Ena Lloret Kristensen, Dominik Philipp (Projektleitung), Annika Raugust, Jana Sack, Thomas Weber
Text: Gerlinde Jüttner
Fachplanung
Statik: Vasko+Partner, Wien
Haustechnik: Vasko+Partner, Wien
Landschaft: Land in Sicht, Wien
Wohnen im Garten
Im Süden des alten Angerdorfes Aspern, nicht weit entfernt vom Naturschutzgebiet Lobau, haben wir ein Geviert als Kleingartensiedlung bebaut. Nach einem System geregelter Unregelmäßigkeit sind 88 Einheiten auf zwei Feldern von elf Zeilen zu je vier Häusern angeordnet. Die Süd-West-orientierten Häuser bestehen aus vorgefertigten Holzelementen. Unterschiedliche Gebäudestellungen und die differenzierte Fassadengestaltung erzeugen ein sehr heterogenes, vielschichtiges Gesamterscheinungsbild.
Eine angerartig breite Gasse trennt die Anlage in eine westliche und eine östliche Hälfte. Sie dient sowohl als Gemeinschafts- und Begegnungszone, wie auch als Spielfläche und öffentlicher Durchgang. Quer dazu verlaufen parallele Wege, die die einzelnen Häuser erschließen, wobei kleine, platzartige Ausweitungen für räumliche Abwechslung sorgen.

Vier Varianten des Grundtyps
Es gibt aufgrund ihrer Lage in der Parzelle und der Richtung des Zugangs vier verschiedene Varianten des quaderförmigen Grundtyps. Sie lassen sich in der Organisation von Erd- und Obergeschoss, der Zahl und Lage der Fenster, der Wahl des Fassadenmaterials und des optionalen Kellers weiter differenzieren. Der Wohnraum liegt meist vier Stufen tiefer und bildet eine „Wohngrube“. Die Fassade ist entweder gänzlich oder nur in den Obergeschossen aus Lärchenholz.
Die Logik der geometrisch repetitiven Anordnung auf dem Grundstück bietet einerseits Sichtschutz, andererseits sind die Gartensitzplätze von jenen der Nachbarn abgerückt, sodass das Störpotenzial gering ist.


Die Wiener Werkbundsiedlung in Lainz, Bezirk Hietzing (Foto: Wienmuseum)
Legendäre Siedlerbewegung
Die Wiener Siedlungsbewegung der 1920er-Jahre ist legendär. Eigeninitiative, Selbstbau und Selbstbestimmung prägten diese inoffizielle Alternative zu den großen Wohnanlagen. Eines der bekanntesten Beispiele ist die Werkbundsiedlung, an der namhafte Architekten wie Adolf Loos, Josef Frank, Josef Hoffmann, Hugo Häring oder Margarete Lihotzky beteiligt waren. Ein weiterer Schub erfolgte in den 1950er-Jahren nördlich der Donau. Dort lockern diese stark durchgrünten Flächen die inzwischen viel dichter bebauten Stadtentwicklungsgebiete angenehm auf.

