Mittelschule und Mehrzweckhalle, Klaus (AT)
Neubau
Auftraggeberin: Gemeinde Klaus
Standort: A-6833 Klaus, Treietstraße 17
Architektur: Dietrich Untertrifaller
Wettbewerb: 2001, 1. Preis
Bauzeit: 2013 – 2014 (Bauphase 2/Halle) / 2002 – 2003 (Bauphase 1/Schule)
Fläche: 6.940 m² (2.440 m² Halle)
Programm: Schule, Aula, Bibliothek, Halle mit zweigeschossiger Sporthalle und dreigeschossigem Mehrzweckbereich für 250 Schüler:innen / 600 Besucher:innen
Fotos: Bruno Klomfar, David Matthiessen
Team
Sonja Kiel, Anna Küng, Anna Norrgard, Peter Nußbaumer, Isabella Pfeiffer (Projektleitung), Martina Simoncini
Text: Gerlinde Jüttner
Planungsbeteiligte
Bauleitung: Gmeiner, Schwarzach
Statik Beton: gbd, Dornbirn / Mader & Flatz, Bregenz
Statik Holz: Pock, Spittal / Merz Kley Partner, Dornbirn
Haustechnik: Team GMI, Dornbirn / Synergy, Dornbirn
Elektrik: Hecht, Rankweil
Bauphysik: Team GMI, Schaan / Weithas, Hard
Akustik: Brüstle, Dornbirn
Landschaft: Rotzler Krebs, Winterthur
Baumeister: Wilhelm + Mayer, Götzis
Auszeichnungen
- Holzbaupreis Vorarlberg, Auszeichnung
- Staatspreis Architektur & Nachhaltigkeit, Auszeichnung
- Energy Globe Vorarlberg, Auszeichnung
- Holzbaupreis Vorarlberg, Auszeichnung
Holzbau mit Schule, Sporthalle und Bibliothek
Die neue Schule und der Mehrzwecksaal wurden in zwei Phasen im Abstand von zehn Jahren errichtet. Das Raumkonzept des L-förmigen Gebäudes umfasst drei Hauptfunktionen: Schule, Sporthalle und Bibliothek. Die 2003 fertiggestellte Schule wurde in der Rekordzeit von 18 Monaten in Holzbauweise errichtet und erfüllt als erster Schulneubau die Anforderung der strengen Vorarlberger Passivhausrichtlinien.
Zehn Jahre später ersetzt die neue Mehrzweckhalle die stark sanierungsbedürftige Turnhalle. Präzise Planung, die kompakte Organisation des Programms und ein hoher Vorfertigungsgrad ermöglichten eine kurze Bauzeit und optimierte Kosten, ohne Abstriche bei Design und Qualität zu machen.
Mit diesem Pilotprojekt haben wir bewiesen, dass ressourcenschonendes Bauen sehr gut im Einklang mit hohen architektonischen Ansprüchen möglich ist. Das Schulhaus erhielt mehrere Architektur- und Energiesparpreise, u.a. den Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit.
Ein harmonisches Ensemble
Die Schule liegt direkt an der Landesstraße zwischen dem Ortseingang von Klaus und dem angrenzenden Industriegebiet. An diesem exponierten Platz braucht es eine kräftige und klare Baustruktur, die einen markanten Anker setzt. Das L-förmige Schulgebäude ist leicht von der Straße abgerückt und definiert mit seiner breiten Südfassade den Vorplatz. Dem Verlauf der Straße folgend, ist die Halle parallel zur Schule nach vorne versetzt. Ein zweigeschossiger verglaster Querriegel verbindet Schule und Halle und schafft einen vom Verkehr geschützten Platz, von dem aus man alle Funktionen erreicht.
Auch nach fast 20 Jahren ist die Schule optisch und funktional noch immer auf dem Höchststand. Gemeinsam mit der 10 Jahre später fertiggestellten Mehrzweckhalle bildet sie ein homogenes Ensemble, das sich wie selbstverständlich in das ländliche kleinteilige Umfeld einfügt.
Die Schule
Im Schulgebäude reihen sich die Stammklassen entlang der östlichen und die Fachklassen entlang der westlichen Längsfassade. Dazwischen verlaufen drei parallele Nutzungszonen: in der Mitte ein breiter Gang, rechts ein gebäudehohes Atrium und links die Nebenräume. Diese einfache, funktionale Struktur erklärt sich zum einen aus der Logik der Ökonomie, zum anderen aus der durchdachten Tragkonstruktion vorgefertigter Holzelemente.
Die gesamte Konstruktion der Schule oberhalb des Kellers wurde hochgedämmt in Holz-Leichtbauweise nach Passivhausrichtlinien ausgeführt, nur die aussteifenden Treppenkerne sind aus Stahlbeton. Die Vorfertigung der Hohlkastenelemente, die rasche Montage, der Verzicht auf aufwändige Pfahlgründungen und der Entfall von Austrocknungszeiten ermöglichten die Einhaltung des straffen Zeitplans von 18 Monaten.
Das Atrium
Im gebäudehohen Atrium führen Zugangsbrücken zu den Klassenzimmern und sorgen für eine kommunikative Erschließung. Die Mittelzone wird von Oberlichtern und hohen Garderobekästen zwischen den Zugangsstegen in kleinere Raumzonen gegliedert, sodass der lange Korridor in den Pausen zum abwechslungsreichen Begegnungsort wird. Die gläsernen Brüstungen der Zugangsstege stärken die Transparenz dieses Bereichs und beleben mit vielfältigen Ausblicken den Schulalltag.
Die Mehrzweckhalle
In der Halle schaffen die zweigeschossige Sporthalle und der dreigeschossige Mehrzweckbereich auch Räume für Tagesbetreuung, Vereine und Events. Der fünf Meter hohe Gymnastikraum kann auch für kleinere Veranstaltungen genutzt werden. Darüber befindet sich ein Proberaum für den Musikverein.
Auch die Halle ist – bis auf den Erschließungskern und die erdberührenden Bauteile – ein Holzbau auf höchstem ökologischen Niveau in Niedrigenergiestandard. Für das Tragwerk kamen Brettschichtholz-Träger zum Einsatz. Der Umgang mit den Materialien ist im ganzen Haus sehr pur und geradlinig: Alles, was mit Holz gebaut ist, ist auch mit Holz verkleidet, Beton bleibt Beton, Gipskarton Gipskarton.
Der Verbindungstrakt
Im langgestreckten, aufgeständerten Verbindungstrakt zwischen Schule und Halle liegen die zweigeschossige Aula, der gedeckte Eingangs- und Pausenbereich sowie im Obergeschoß die Bibliothek der Gemeinden Klaus, Fraxern und Weiler.
Der Turnsaal
Im südlichen Teil des Gebäudes liegt rund drei Meter unter dem Geländeniveau die große Doppelturnhalle. Nach Westen hin öffnet ein langes Fensterband die Sporthalle zum Vorplatz und ermöglicht eine gute Sicht auf das tieferliegende Spielgeschehen. Auf den variabel ausfahrbaren sieben Tribünen der Halle finden 300 Zuschauer:innen Platz.
Die markante Decke besteht aus holzverkleideten Pyramidenstümpfen mit 56 Oberlichten. Unterschiedlich geneigt und versetzt zueinander angeordnet, nutzen sie optimal die direkte Lichteinstrahlung und versorgen das gesamte Spielfeld gleichmäßig mit Tageslicht.
Die Pyramidenstümpfe wurden im Werk vorgefertigt und vor Ort in das Deckenraster eingesetzt und montiert.
Schule mit Kupferblechvorhang
Die dem öffentlichen Vorplatz zugewandte, vollkommen verglaste Südfassade von Schule und Verbindungsbau ist mit einem gelochten Profilblech aus Kupfer verkleidet. Es bietet wie ein leichter Vorhang Sonnenschutz und Sichtschutz von außen, ermöglicht aber von innen den Blick auf das Alpenpanorama. In der Dämmerung kehrt sich die Wirkung der Verkleidung um: Die hell erleuchteten Räume sind von außen einsehbar und der Blick nach draußen wird eingeschränkt.
Halle mit Holzlatten
Der gesamte Baukörper der Halle hat eine Außenhaut aus keilverzinkten Weißtanne-Latten. Die zur Straße hin hermetisch geschlossene Südfassade der Halle ist in unterschiedlich große, rechteckige Felder mit variierenden Lattenabständen gegliedert.