Dachausbau Flachgasse, Wien (AT)
Bauen im Bestand,
Denkmalschutz
Auftraggeberin: Dietrich Untertrifaller Architekten ZT GmbH
Standort: A-1150 Wien, Flachgasse 35-37
Architektur: Dietrich Untertrifaller
Bauzeit: 2006 – 2007
Fläche: 550 m²
Programm: Dachaufbau mit 6 Wohnungen, Büro und Besprechungsräume im Erdgeschoss
Fotos: Bruno Klomfar, Roberta Valerio
Team
Thomas Weber, Christian Wolff
Text: Gerlinde Jüttner
Fachplanung
Statik: JR Consult, Graz
Haustechnik: Synergy, Wien
Bauphysik: IBO, Wien
Auszeichnungen
- Wienwood 15, Auszeichnung
Holzbau auf Fabrikdach
Die unter Denkmalschutz stehende ehemalige Metallwarenfabrik Grünwald aus 1907 ist eines der ältesten Stahlbetongebäude Wiens. Der großräumige Industriebau beherbergt im Erdgeschoss unser Wiener Büro. Elemente des historischen Bestandes schaffen eine spezifische Raumstimmung, die vom Dialog mit sparsam eingesetzten, zeitgenössischen Elementen profitiert.
Auf dem ehemaligen Flachdach haben wir einen zweigeschossigen Holzbau mit Wohnungen errichtet. Der Stahlbetonbau war kaum in der Lage, noch zusätzliche Lasten aufzunehmen. Eine vertikale Lastabtragung war lediglich über den Luftschacht und die Feuermauern möglich.
Das geringe Gewicht von Holz sowie die Möglichkeit, Wand- und Deckenelemente vorzufabrizieren und schnell zu montieren, lieferten beste Voraussetzungen für den Dachaufbau. Die komplexe Konstruktion aus Überzügen, Scheiben und Platten hebt sich damit vom Großteil der Wiener Dachaufbauten ab, die aus Stahl mit Ausfachungen aus Holz bestehen.

Dezent zurückgesetzt
Von außen betrachtet rückt der Dachaufbau dezent von der Fassade zurück. Die historische Geländerkonstruktion als oberer Abschluss kommt so besonders gut zur Geltung. Die Holzkonstruktion ist dort, wo sie nicht von großzügigen Fensterbändern durchzogen ist, mit verkupfertem, perforiertem Edelstahlblech verkleidet. Dieses trapezförmig gefaltete Blech passt wunderbar zum Charme dieses frühen Industriebaus.

Damit sich der Wohnbereich im zweiten Dachgeschoss stützenfrei zur Terrasse hin öffnen kann, wird das Dach darüber ebenfalls von zwei Brettschichtholzträgern gehalten, die auf den Brettsperrholzwänden aufliegen. Genau genommen hat der Dachaufbau drei Ebenen, wobei das dritte Obergeschoss nur als Dachaustritt definiert ist.
Das komplexe Tragwerk ging nach Abschluss des Ausbaus vollkommen im funktionellen Grundriss auf, großzügige Fensterwände lassen den geistigen und konstruktiven Aufwand vergessen.
Im ersten Dachgeschoss über der obersten Bestandsdecke sind alle Nebenräume in einem steifen, rechteckigen Holzkanal untergebracht. Er trägt die Decke zum zweiten Dachgeschoss und dient zur Aussteifung der zweigeschossigen Brettsperrholzwände, die auf Mittelmauer und Lichtschacht aufliegen. Die Decke zum zweiten Dachgeschoss kragt beidseitig weit aus. Sie wird straßenseitig durch einen etwa zwei Meter hohen Überzug getragen und hofseitig von drei dünnen Stahlsäulen noch zusätzlich unterstützt.

Die oberste Dachterrasse zwischen den Längsträgern bietet einen Blick nach Süden auf die imperiale Achse von Schloss Schönbrunn und Gloriette.

Unser Büro im Erdgeschoss
Die großräumige Struktur der ehemaligen Fabrik erwies sich als ideal für unser Wiener Büro an. Elemente des historischen Bestandes schaffen eine spezifische Raumstimmung, die vom Dialog mit den sparsam eingesetzten zeitgenössischen Elementen profitiert.

Im Halbstock liegt ein ruhiger Besprechungsraum, im Souterrain ist die Modellbauwerkstatt untergebracht.



