Rote Wand Gourmet Hotel, Lech-Zug (AT)
Neubau,
Weiterbauen,
Sanierung
Auftraggeberin: Rote Wand Hotelbetriebs GmbH
Standort: A-6764 Lech, Zug 5
Architektur: Dietrich Untertrifaller
Bauzeit: 2007 – 2018, laufende Modernisierungs- und Erweiterungsschübe
Fläche: Hotelresort 5.000 m², Altes Schualhus 110 m², Mitarbeiterhaus 760 m²
Programm: Umbau, Erweiterung, Sanierung – Hotel 58 Zimmer und Suiten, Restaurant, Hallenbad mit Wellness, Altes Schualhus 36 Sitzplätze, Mitarbeiterhaus 29 möblierte Einzelapartments
Fotos: Angela Lamprecht, Rote Wand Gourmet Hotel_West, Mitarbeiterhaus: oa.sys. (Marcel Mayer)
Team
Helmut Brunner (Projektleitung), Susanne Gaudl, Silvia Lau, Nina Sulger
Erweiterung: Susanne Gaudl, Teresa Hemmelmann, Danijela Müller-Stojanovic, Josef Piroddi, Elitsa Shishkova
Text: Gerlinde Jüttner
Planungsbeteiligte
Statik Beton: Mader & Flatz, Bregenz
Statik Holz: Merz Kley Partner, Dornbirn
Haustechnik: Klimaplan, Hohenems; Ammann, Bregenz
Elektrik: Brugger, Thüringen; Sorgo, Au
Bauphysik: Weithas, Lauterach
Baumeister: i+R Bau GmbH, Lauterach
Prägnante Alternative zum "Alpinen Einheitsstil"
Das Gourmet Hotel Rote Wand geht auf ein Gasthaus neben der Kirche zurück, das sich zu einem eindrucksvollen Hotel-Komplex mit sechs Häusern entwickelt hat. Seit 2007 betreuen wir die regelmäßigen Modernisierungs- und Erweiterungsschübe. Das langfristige Entwicklungskonzept setzt auf hochwertige Architektur und lokales Handwerk.
Verbunden durch einen gemeinsamen Sockel und den Roten Tunnel, bilden die insgesamt sechs Häuser das in vielerlei Hinsicht überraschende Resort. Auch die Dependance und das Apartmenthaus sind unterirdisch mit dem Haupthaus verbunden. Die Dependance ersetzt eine abgerissene Pension, und wir nutzten diese Gelegenheit auch zu einer "Umfirstung". Die talwärts gerichteten Quergiebelbauten aus den 1970er Jahren oberhalb der Kirche wurden durch Längsgiebelbauten ersetzt. Als vorläufig letzter Baustein kam 2015 das Gourmetrestaurant Altes Schualhus dazu.
Zug, einst ein kleiner Weiler mit Kirche, Schulhaus und ein paar Bauernhäusern, konnte im Gegensatz zu den meisten anderen hochalpinen Tourismusdestinationen sein dörfliches Ambiente bewahren. Vor allem, weil auch in den Jahrzehnten der Entwicklung vom Bauerndorf zum Ferienort die Bauten der Alten den Maßstab für das Neue vorgegeben haben. Durch seine Dominanz im Ort leistet der Hotelkomplex Rote Wand einen wesentlichen Beitrag zum typischen Ortsbild und formuliert zum verbreiteten "Alpinen Einheitsstil" eine prägnante Alternative.
2009: Attraktiver Wellnessbereich
Das bestehende Hallenbad im Untergeschoß wurde zu einem attraktiven Wellness- und Beautybereich erweitert. Ein neues, ganzjährig benutzbares Außenschwimmbecken sowie das neugestaltete und vergrößerte Restaurant im Erdgeschoß werteten das Hotel weiter auf.
Für die unterirdischen Bereiche lag eine zentrale Herausforderung darin, Tageslichtöffnungen zu schaffen. Ein eingeschnittener Hof, zwischen Außenbecken und Haus A gelegen, bringt Tageslicht in die Ruhebereiche und dient gleichzeitig als Außenraum der angrenzenden Saunazone. Zusätzlich ermöglichte der Umbau ein großflächiges Oberlicht, das nun die Liegezone des Hallenbads als Glasdach überdeckt.
2015: Altes Schualhus wird Gourmetlokal
Das ehemalige, fast 250 Jahre alte Dorfschulhaus stand lange leer, bevor das gastronomische Konzept von Joschi Walch, Besitzer des Hotels Rote Wand, die Gemeinde überzeugte. Nach nur vier Monaten Bauzeit eröffnete das Alte Schualhus im Juli 2015.
Die neue, zeitgemäße Funktion gibt dem Alten Schualhus das wichtigste Kapital für das Überleben historischer Häuser zurück: eine vitale Alltagsnutzung für die nächste Generation.
Die gastronomische Nutzung erforderte zahlreiche Um- und Einbauten. Um das Gebäude an das unterirdische Wegenetz und damit an die Sanitärräume des Haupthauses anzuschließen, wurde es nachträglich unterkellert. Die historische Konstruktion wurde von späteren Ergänzungen befreit, der ursprüngliche Strickbau ist nun wieder sichtbar.
Kastenfenster, Innentäfelung und Holzschindeldach wurden nach historischen Vorbildern handwerklich aus Altholz erzeugt. Baufällige Teile wie der Dachstuhl mussten ausgetauscht werden. Die beiden neu errichteten hölzernen Außenwände nehmen die notwendigen haustechnischen Installationen auf.
Das Gourmetrestaurant mit Chef’s Table liegt im Obergeschoss, die Jausenstube im Erdgeschoss.
2018: Cube Rooms
Das Apartmenthaus wurde mit 12 Cube Rooms erweitert. Wie ein in den Raum eingeschobener Holzkubus gibt der Schlafraum den Blick auf das berühmte Madloch frei.
Family Lodges
In den 60 m² großen Family Lodges im Apartmenthaus sorgen zwei Schlafzimmer, ein gemütlicher Wohnbereich und der große Balkon für ein großzügiges Wohngefühl.
2020: Neues Raumkonzept
Wir haben das Raumkonzept von 2007 auf den Kopf gestellt: Eingang und Rezeption wurden verlegt, Bar und Lounge mit dem Speisesaal vertauscht, die Terrasse erweitert – am selben Ort blieben nur die alten Stuben. Diese Maßnahmen lassen das Hotel in völlig neuem Licht erscheinen. Rezeption, Shop, Bar und Lounge bilden nun das lebendige, kommunikative Herz der Anlage, die Speiseräume wurden intimer, individueller und gemütlicher.
2022: Friends and Fools Lounge
Der Skikeller mit Sportshop und Bar machte Platz für die Friends and Fools Lounge und das Culinary Lab. Im Gegenzug wurden das Kinderspielzimmer und der Beautybereich verlegt. Auch diese Veränderungen geben dem Haus einen neuen Schub, es wird vielschichtiger.
Die Lounge ist ein Begegnungsort – am besten charakterisiert das die lange Tafel, an der 24 Menschen Platz finden. Hier werden Gastro-Konzepte ausprobiert und interessante Köchinnen und Köche eingeladen, ihre Erfahrungen zu teilen.
2022 entstand auch die große Tiefgarage unter dem Lawinenhang im Westen. Alle internen und externen Fahrzeuge finden hier Platz. Die Tiefgarage schafft nicht nur mehr Freiflächen für die Gäste, sondern auch wertvolle Anbauflächen für Gemüse und Kräuter sowie einladende Treffpunkte für die Dorfbewohner:innen.
Auch die Mitarbeiter:innen wohnen angenehm
Der langgestreckte, schindelverkleidete Baukörper mit Satteldach orientiert sich am Baustil der Hotelanlage und am Ortsbild – gleichsam ein Symbol für die Verbundenheit der Mitarbeiter:innen mit der "Roten Wand“ und Lech-Zug.
Das Mitarbeiterhaus bietet 29 kleine, möblierte Einzelapartments mit eigenem Bad, die über einen platzsparenden Laubengang erschlossen werden. Viel Glas sorgt für Helligkeit und vermittelt trotz kompakter Aufteilung ein großzügiges Wohngefühl.